Annweiler – Die Libelle

Die Libelle im Kreisverkehr in Annweiler

Annweiler
Eine Libelle auf dem Kreisel, das hört sich im ersten Moment skurril an. Denn Natur und Verkehr bekommen sich an der ein oder anderen Stelle in die Haare. Doch nicht so in Annweiler, wo eine rund 7,5 Meter hohe Libelle thront. Annweiler ist eine Stadt in Rheinland-Pfalz mit knapp 7000 Einwohner und liegt zwischen Karlsruhe im Süden und Kaiserslautern im Norden direkt am westlichen Eintritt zu dem Naturpark Pfälzer Wald. Dieser ist das größte Waldgebiet in ganz Deutschland. Bekannt ist Annweiler durch seine Lage in einem schönen Weingebiet, nördlich des nahen Elsass, seiner Burg Trifels, dem sanierten Stadtkern mit herrlichen Altbauten und für seine Libelle auf dem Kreisel.

Seit 2006 ziert das Kunstwerk von Luice Wegmann und Daniel Moriz Lehr den Verkehrsknoten im Osten der Stadt, zwischen der Straße Burgenring und Landauer Straße. Autofahrer begegnen der Libelle, wenn sie aus dem Süden von Karlsruhe auf der Autobahn A65 in den Norden fahren, und können hier bei Landau in der Pfalz einen Ausflug zu dem Kreisel machen. Von Landau in der Pfalz geht es über die Bundesstraße 10 westlich nach Annweiler. Auch von Süden führt die Bundesstraße 48 nach Annweiler, Autofahrer kommen hier an der westlichen Seite der Stadt an. Aus der nördlichen Richtung nach Süden führt die Bundesstraße 48 direkt durch den Pfälzer Wald nach Annweiler und führt dort weiter über die Bundesstraße 10 durch die Stadt zu dem Kreisel mit der Libelle.

Die Kreiselkunst konnte eigentlich nur eine Libelle werden

Anstoss für die Entwicklung war die Firma Stabila Messgeräte, die ein Kunstwerk auf dem Kreisel bauen lassen wollte. Wichtig war ein Bezug zur Firma, der keine offensichtliche Werbung birgt. „Das wäre zu einfach und profan gewesen. Wir hätten dafür nicht zur Verfügung gestanden“, so Wegmann und Lehr, die den Zuschlag für die Libelle dann bekamen. Jedenfalls hat die Firma Stabila einen Wettbewerb ausgelobt, der kein zufriedenstellendes Ergebnis brachte. Erst daraufhin wurden die Künstler Wegmann und Lehr kontaktiert, da diese schon viele andere Projekte in der Art erfolgreich umgesetzt hatten, wie beispielsweise den Meterstab in Maikammen. Der Vorschlag von Wegmann und Lehr wurde einstimmig im Stadtrat angenommen. „Das muss man sich mal vorstellen, erleben wir sonst nie!“ gibt Wegmann und Lehr stolz zu.

Wenn man den Entstehungsprozess und die Gedanken hinter der Kreiselkunst kennt, so mutet das Zustandekommen der Libelle an diesem Ort wie eine Fügung an. Traumwandlerisch bündelt die Libelle mehrere Eigenschaften und Ideen, die als Bedingungen für die Kreiselkunst bestanden.
Folgende Gründe sprachen für eine Libelle als Kreiselkunst:
 Das Kernstück des Messinstrumentes, die Wasserwaage, wird auch Libelle genannt, da dies aus dem lateinischen übersetzt „Kleine Waage“ ist. Ursprünglich bezog sich diese Übersetzung auf den gleichmäßigen und geraden Flug des Tieres Libelle.
 Die Libelle als Tier ist ein Symbol für Fruchtbarkeit. In Anlehnung an die Firma Stabilo bedeutet dies, dass sie weiter wächst und prosperiert.
 Das Tier Libelle setzt seine Eier mit dem Schwanz auf einen langen Grashalm ab. Daher wurde die Kreiselkunst so angefertigt, dass der Messstrahl in roter Farbe auch gleichzeitig einen langen Grashalm darstellt.

Giesserei

Der Entstehungsprozess und technische Details zur Libelle

Beginnen wir mit den technischen Details und dem eigentlichen Handwerk oder besser gesagt, der Handwerkskunst bei der Libelle. Insgesamt misst die Libelle 7,5 Meter und mit dem Sockel sogar 8 Meter. Der Körper der Libelle entstand im Gussverfahren aus Aluminium bei der Firma Casper in Remchingen-Nöttingen, die für viele bekannte Künstler die Kunstgusse fertigt. Doch der Guss ist erst der Anfang. Dieser Körper wurde in der Werkstatt dann noch geschliffen und in Form gebracht, Details eingearbeitet, poliert und mit den weiteren Materialien und Formen ausgestattet.

Da wären die deutlich zu sehenden Flügel, die sich von dem Rest des Körpers durch Form und Farbe, aber auch durch das Material deutlich abheben. Gefertigt sind sie aus lichtsammelndem Acrylglas. Wer es weiß, für den haben die Flügel zusätzlich eine Besonderheit. Die Information stammt von den Künstlern selbst und ist wahrhaftig nicht erfunden worden. Im Atelier von Wegmann und Lehr verirren sich nämlich, wie der Zufall manchmal spielt, regelmäßig ein paar Libellen und finden dann nicht mehr in die Freiheit. So konnten die Flügel von dem original Tier abgepaust und in technische Zeichnungen übernommen werden. Daher sind die Flügel der Libelle bei dieser Kreiselkunst auch in Proportion und Form die einer echten Libelle gleich, also dem Tier Libelle!

Die Spitze des Schwanzes ist nun sehr auffällig, hier geht die Biologie in die Technik über. Bei der biologischen Libelle ist der Schwanz das fruchtbarste Körperteil, da über ihn die Eier abgelegt werden. Dass bei der Kreiselkunst an dieser Stelle das Instrument Libelle positioniert ist und eine Metamorphose von der Biologie in die Technik beginnt, zeigt, dass der Kern, das Fruchtbarste, die Messtechnik mit der Wasserblase in einer Flüssigkeit ist. Diese Art der Messtechnik mit physikalischen Eigenschaften, dem Auftrieb von Luft in Wasser, ist immer noch stark verbreitet und in fast jeder Wasserwaage vorhanden, doch wird mittlerweile auch mit Laserstrahlen gemessen. Dieser Entwicklung wird die Kreiselkunst durch den roten Strahl gerecht, der ja als Symbol für den Grashalm und die digitalisierte Messung steht.

Ein Sturm machte die Libelle unbeweglich

Am 04. Februar 2006 wurde die Libelle eingeweiht und auf seinen Bestimmungsort gesetzt. Entstanden ist sie in den zwei Jahren zuvor von 2004 und 2005. Zu dieser Zeit war das Konzept von Wegmann und Lehr noch, dass sich die Libelle im Wind bewegt. Doch ein Jahr später im Jahr 2007 riss ein Sturm die Libelle aus den Angeln und daher hat die Stadt die Libelle auf dem Kreisel fest verankert. Zudem war ein Argument für die feste Installation, dass Autofahrer durch die Bewegungen abgelenkt sein könnten. „Wir als Künstler fanden das bedauerlich, haben aber dann die Entscheidung nolens volens mitgetragen.“, so Wegmann und Lehr.

Die Libelle auf dem Kreisel zeigt, was manchmal oder auch bei vielen der Skulpturen auf den Kreiseln unserer Städte und Gemeinden dazugehört und welcher Aufwand betrieben wird.

 

Ein Danke geht an die Verwaltung und die Gemeinde,die uns mit Informationen und extra Bilder sprich Material versorgt hat.

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Datum: Dienstag, 4. Oktober 2011 16:19
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3 Kommentare

  1. 1

    […] eingesendeten Kreisel finden Sie dann übersichtlich alphabethisch sortiert auf unserer Seite. Egal ob es ein saisonal […]

  2. 2

    […] kleine Stadt Annweiler am Trifels mit ihren knapp 7000 Einwohnern liegt nördlich von Elsass-Lothringen, ganz im Westen […]

  3. 3

    […] Hallo, mit dem Auto durch den Kreisel in Annweiler 😬 http://www.kreiselkunst.com/2011/10/die-libelle/ […]

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